Erschienen in:
12.10.2023 | Wundinfektion | Leitthema
Postoperative Infektionen und perioperative Antibiose in der Dermatochirurgie
verfasst von:
Dr. med. Justin Gabriel Schlager, Daniela Hartmann, Prof. Dr. med., Benjamin Kendziora, PhD, MA
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 11/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Postoperative Wundinfektionen stellen die häufigste Komplikation in der Dermatochirurgie dar. Angesichts der geringen Inzidenz und heterogenen Studienlandschaft haben sich bisher keine Standards zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe (PAP) in der klinischen Praxis durchgesetzt.
Ziel der Arbeit
Es erfolgt eine Zusammenfassung der aktuellen Evidenz zu Risikofaktoren für postoperative Wundinfektion in der Dermatochirurgie und der neuen Empfehlungen zur PAP.
Material und Methoden
Die aus Autorensicht relevanten Studiendaten und aktuelle Empfehlungen werden deskriptiv zusammengefasst.
Ergebnisse
Die aktuelle Evidenz legt nahe, dass folgende Faktoren das Risiko für Wundinfektionen nach dermatochirurgischen Eingriffen erhöhen: Eingriffe an der unteren Extremität oder dem Ohr, postoperative Nachblutung, Defektverschluss mittels Lappenplastik oder Hauttransplantat, großer Wunddefekt, Immunsuppression und männliches Geschlecht. Vermutlich keine Auswirkung auf das Infektionsrisiko haben Diabetes, Adipositas, Alter, Rauchen, die Einnahme eines Blutverdünners, mehrzeitige Operation oder sekundäre Wundheilung. Nicht alle Risikofaktoren beeinflussen das Infektionsrisiko gleichermaßen. Sie müssen unterschiedlich gewichtet werden und erhöhen klinisch relevant nur in Kombination das Wundinfektionsrisiko. Gemäß einem aktuellen Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie kann eine PAP bei gleichzeitigem Vorliegen mehrerer Risikofaktoren erwogen werden. Außerdem sollten Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine bakterielle Endokarditis oder hämatogene Endoprotheseninfektion vor septischen Eingriffen eine PAP erhalten.
Fazit
Vor dermatochirurgischen Eingriffen kann eine PAP bei Patienten mit erhöhtem Wundinfektionsrisiko erwogen werden. Weitere Indikationen stellen septische Eingriffe bei Patienten mit erhöhtem Risiko für eine bakterielle Endokarditis oder hämatogene Endoprotheseninfektion dar.