Erschienen in:
22.05.2023 | Schwere Hautreaktionen | Medizin aktuell
Medikamentenreaktionen: Sorgenkind β-Laktam-Allergien
verfasst von:
Jenny Gisy
Erschienen in:
hautnah dermatologie
|
Ausgabe 3/2023
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Auszug
Bei den Medikamentenreaktionen sind vermutete Allergien auf β-Laktam-Antibiotika (BLA) nach wie vor ein großes Problem. BLA wie Penicillin sind einerseits die erste Wahl für die Behandlung zahlreicher bakterieller Infektionskrankheiten, andererseits sind BLA aber auch die häufigsten Auslöser von Medikamentenallergien. Schon beim vagen Verdacht auf eine BLA-Allergie werden Betroffene als allergisch auf BLA gelabelt und erhalten in der Folge oft Antibiotika zweiter Wahl und zunehmend auch Reserveantibiotika, was das Problem der Resistenzentwicklung befeuert. Das ist nur einer von vielen Gründen, aus denen es wichtig ist, Personen, bei denen nur der vage Verdacht auf eine BLA-Allergie besteht, möglichst zu "delabeln", erklärte Prof. Christiane Bayerl, Wiesbaden. Als Beispiel führte sie die Penicillin-Allergie an, von der rund 10 % der deutschen Gesamtbevölkerung vermuten, sie zu haben. Jedoch ist wohl nur 1 % der Bevölkerung wirklich allergisch auf Penicillin, da sich in der Allergiediagnostik der Allergieverdacht auf dieses BLA selten bestätigt [Klimek L et al. Dtsch Arztebl 2022;119:A-868/B-717]. Würden alle Verdachtsfälle konsequent delabelt, könnten somit etliche Reserveantibiotika eingespart werden. Das Hauptproblem hierbei ist der enorme Aufwand der Allergiediagnostik, die - je nach Klinik der vermuteten allergischen Reaktion - neben klassischen ambulant durchgeführten Testungen auch stationäre Expositions- und eventuelle Ausweichtestungen umfasst. Diese können in einer allergologischen Klinik bei maximal fünf bis zehn Personen pro Woche durchgeführt werden, wie Bayerl einräumte. …