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Erschienen in: Die Gynäkologie 1/2024

13.12.2023 | Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe

Die gynäkologischen und geburtshilflichen Fallberichte des Corpus Galenicum

Medizinische Praxis im klassischen Griechenland

verfasst von: Prof. Dr. med. Dr. phil. Werner A. Golder, Dr. med. Waltraud Golder

Erschienen in: Die Gynäkologie | Ausgabe 1/2024

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Fallbeschreibungen im Opus des griechisch-römischen Arztes Galen von Pergamon sind bisher überwiegend literarisch und sozialhistorisch untersucht worden. Die auf die medizinischen Aspekte fokussierte Analyse ist noch unvollständig.

Fragestellung

Welche gynäkologische und geburtshilfliche Fachkompetenz vermitteln die galenischen Kasuistiken?

Material und Methoden

Die 358 galenischen Fallbeschreibungen wurden auf anamnestische, klinische, therapeutische und prognostische Aussagen zu gynäkologischen Erkrankungen sowie Komplikationen bei und nach der Entbindung untersucht.

Ergebnisse

26 Kasuistiken widmen sich der Beschreibung und kritischen Beurteilung von gynäkologischen Erkrankungen und geburtshilflichen Problemen. Dabei handelt es sich sowohl um Fälle, in denen das Frauenleiden dominiert, als auch um Beschwerdekomplexe, in deren Verlauf die gynäkologischen Symptome nur ein passageres oder begleitendes Phänomen darstellen. 13 Kasuistiken sind in den Kommentaren Galens zu den hippokratischen Epidemien und Aphorismen enthalten, die zweite Hälfte verteilt sich auf 11 andere Schriften. In 17 Fallberichten werden gynäkologische Erkrankungen, in 9 geburtshilfliche Komplikationen und postpartale Leiden beschrieben. Die erste Gruppe wird von auf die Gebärmutter bezogenen Beschwerden ohne fassbares morphologisches Substrat, Amenorrhoe, Infertilität und Fluor vaginalis, die zweite von Erkrankungen im Wochenbett dominiert. Als nosologische Entität sicher fassbar ist außerdem die Pustulose der stillenden Mütter. Die Schilderungen folgen keinem festen Gliederungsschema. Die Texte werden von Angaben zu Ana- und Katamnese und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung und Verlaufskontrolle dominiert. Zumeist ist Galen sowohl der beobachtende als auch der behandelnde Arzt. Es werden aber auch Krankengeschichten aus zweiter Hand erzählt. Die medizinisch wie erzählerisch differenzierteste Kasuistik hat das vielfach rezidivierende Leiden der Gemahlin des Senators Boethus zum Thema.
Fußnoten
1
Das Kürzel „K“ bezeichnet die Position des Ausschnitts innerhalb der trotz ihres Alters (Erscheinungszeitraum: 1821–1833) noch heute vielverwendeten 20bändigen (I–XX) Ausgabe der Werke Galens von Karl Gottlob Kühn, Physiologe und Pathologe an der Universität Leipzig. Das Opus enthält den griechischen Text sowie die lateinische Übersetzung von 134 der 436 bekannten galenischen und pseudogalenischen Schriften sowie eine ausführlich dokumentierte Biographie des Pergameners [10].
 
2
Berühmter Arzt, Anatom und Physiologe in Alexandria, geboren auf der Insel Keos (4. Jh. v. Chr.).
 
Literatur
1.
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5.
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10.
Zurück zum Zitat Schubring K (1965) Bemerkungen zu der Galenausgabe von Karl Gottlob Kühn und zu ihrem Nachdruck (Bibliographische Hinweise zu Galen. Sonderdruck aus Claudii Galeni Opera omnia, tom. XX [Konrad Schubring] Hildesheim. I–LXII) Schubring K (1965) Bemerkungen zu der Galenausgabe von Karl Gottlob Kühn und zu ihrem Nachdruck (Bibliographische Hinweise zu Galen. Sonderdruck aus Claudii Galeni Opera omnia, tom. XX [Konrad Schubring] Hildesheim. I–LXII)
Metadaten
Titel
Die gynäkologischen und geburtshilflichen Fallberichte des Corpus Galenicum
Medizinische Praxis im klassischen Griechenland
verfasst von
Prof. Dr. med. Dr. phil. Werner A. Golder
Dr. med. Waltraud Golder
Publikationsdatum
13.12.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Gynäkologie / Ausgabe 1/2024
Print ISSN: 2731-7102
Elektronische ISSN: 2731-7110
DOI
https://doi.org/10.1007/s00129-023-05186-7

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