Patienten mit Autoimmunerkrankungen haben häufig niedrige Vitamin D-Spiegel. Eine neue Metaanalyse zeigt, dass dies ebenso für Menschen mit Alopecia areata gilt. Sie wiesen nicht nur geringere Serumkonzentrationen auf als die Kontrollgruppen, auch die Prävalenz eines Mangels war bei den Patienten erhöht.
Vitamin D spielt eine wichtige Rolle beim Kalziumstoffwechsel, außerdem beeinflusst es das Immunsystem, indem es T-Zellen aktiviert [1]. Es überrascht daher nicht, dass in Studien immer wieder die Verbindung von Vitamin D und Autoimmunerkrankungen überprüft wird. Tatsächlich haben Patienten mit rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematosus & Co. teilweise einen niedrigen Vitamin D-Spiegel [2]. Die Rolle, die das Sonnenvitamin hier einnimmt, wird allerdings immer noch kontrovers diskutiert. Gerade Daten zur Assoziation mit einer Alopecia arerata (AA) sind nicht eindeutig.
Niedrigere Serumkonzentrationen bei AA-Patienten
Wie eine neue Untersuchung demonstriert, haben Patienten mit AA geringere Konzentrationen an Serum-Vitamin D als Menschen, die nicht von der Erkrankung betroffen sind [3]. Die Autoren schlossen in ihre Metaanalyse 14 klinische Studien ein, die das Level des Sonnenvitamins in Patienten mit AA im Vergleich zu einer Kontrollgruppe überprüften. Insgesamt wurden 1255 AA-Patienten und 784 Kontrollprobanden untersucht.
Elf der 14 Studien beinhalteten Daten zu den 25-Hydroxy-Vitamin D(25(OH)D)-Serumlevel der Probanden. Die gepoolte, mittlere Differenz war in der AA-Gruppe um 8,52 ng/dl niedriger als in den Kontrollarmen (95% Konfidenzintervall KI -11,53 bis -5,50 ng/dL). Laut Autoren kann dieses Ergebnis allerdings nicht auf Kinder mit AA übertragen werden. Die Metaanalyse beinhaltete lediglich eine Studie, die die Konzentrationen bei jüngeren Patienten untersuchte, hier gab es allerdings keinen signifikanten Unterschied zur Kontrollgruppe.
Höhere Wahrscheinlichkeit für einen Mangel
AA-Probanden hatten zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Vitamin D-Mangel (definiert als unter 20 oder 30 ng/dl, je nach Studie) zu entwickeln. Ein Mangel wurde bei 609 von 1133 Patienten festgestellt, in der Kontrollgruppe wiesen 200 von 658 Probanden eine Defizienz auf. Die Prävalenz unter AA-Patienten betrug demnach 73,8% (KI 59,1 bis 84,6%).
Bei vier Studien gab es eine negative Korrelation zwischen Serum(OH)D-Level und der Schwere der Erkrankung (= Ausmaß des Haarausfalls). Fünf Studien zeigten diesen Zusammenhang nicht, bei den restlichen wurde er nicht untersucht. Laut Autoren ist damit die Assoziation zwischen Vitamin D-Level und der Ausprägung der AA immer noch unklar. Auch sei nicht bekannt, ob die Erkrankung den Mangel auslöse, oder ob eine Defizienz zur Entwicklung einer AA beiträgt.
Fazit
Da AA-Patienten scheinbar häufiger unter einem Mangel leiden, empfehlen die Autoren, hier den Vitamin D-Status zu überprüfen.
Einige vorherige Studien demonstrieren, dass Vitamin D das Haarwachstum sogar positiv beeinflussen kann [4-6]. Ob es allerdings zu therapeutischen Zwecken bei einer AA eingesetzt werden sollte, müssen weitere Untersuchungen überprüfen.
Die Autoren machten eine Einschränkung: Die Studienpopulationen, die in die Metaanalyse eingeschlossen wurden, waren sehr heterogen. Vitamin D-Level können durch verschiedene Faktoren, wie die geografische Lage, den Hauttyp oder auch die Jahreszeit beeinflusst werden. Die Interpretation der Daten könne daher schwierig sein und sollte vorsichtig erfolgen, wenn man diese Faktoren vereinheitlicht.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Haben Patienten mit Alopecia areata niedrigere Vitamin D-Spiegel als Menschen ohne die Erkrankung? Antwort: In der Metaanalyse waren die Vitamin D-Level bei AA-Patienten um im Mittel 8,52 ng/dl niedriger als in den Kontrollgruppen. Bedeutung: Ärzte sollten Patienten mit AA auf ihren Vitamin D-Status hin überprüfen. Einschränkungen: Die Studienpopulationen waren sehr heterogen. Vitamin D-Level können durch verschiedene Faktoren, wie die geografische Lage, den Hauttyp oder auch die Jahreszeit beeinflusst werden. |